NachhaltigkeitVersandhandel

E-Commerce-Steuer – höhere Steuern für den Onlinehandel sollen den Präsenzhandel retten

Kommen höhere Steuern für den Onlinehandel? Der Präsenzhandel hat schwere Monate hinter sich. Denn die Corona-Pandemie und der Lockdown zwangen Geschäfte zu Schließungen. Und nicht alle Händler waren auf eine Umstellung zum Versandhandel vorbereitet. Die Wirtschaftslage ist weltweit geschwächt. Die langfristigen Auswirkungen lassen sich noch nicht vollends abschätzen. Zusätzlich sorgen schwere Schäden durch die Überschwemmungslage der letzten Wochen für Spannungen. Nun soll eine E-Commerce-Steuer Abhilfe schaffen.

Forderung nach höheren Steuern für den Onlinehandel

Jetzt werden Forderungen nach Paketsteuern und höheren Steuersätzen für den Onlinehandel laut. Durch eine E-Commerce-Steuer könne man die Innenstädte vor dem Aussterben bewahren und den Einzelhandel fördern. Zuletzt forderte der geschäftsführende Gesellschafter der Drogeriekette Rossmann derartige Maßnahmen im Handelsblatt. Man brauche Hürden für den Onlinehandel, um das Gut der Innenstädte zu schützen. Doch ist eine Sondersteuer für Online-Einkäufe tatsächlich der Weg aus der Krise? Oder verteilt sie nur die missliche Lage der niedergelassenen Händler auf andere Schultern? Insbesondere für kleiner Händler liegt die potentielle Schädigung auf der Hand. Der Handelsverband HDE lehnt solche Ideen zumindest zum jetzigen Zeitpunkt ab. Generell könne man eine unterschiedliche Besteuerung basierend auf Vertriebswegen sogar als juristisch fragwürdig bezeichnen, so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth.

Hand in Hand statt gegeneinander

Das Ziel sollte sein, Onlinehandel und Präsenzhandel noch stärker zu vereinen, anstatt sie gegeneinander auszuspielen. Natürlich sind politische Lösungen zur Rettung und Stabilisierung innerstädtischer Geschäfte gefragt. Aber das kann kaum gelingen, indem das E-Commerce bestraft wird. Und die wirklich zahlungsfähigen Player würden Regeln wie diese kaum tangieren. Sie hätten Möglichkeiten, Geschäfte ins Ausland zu verlegen und Schlupflöcher zu finden. Ist es nicht vielmehr an der Zeit, dass auch die letzten hartgesottenen Präsenzhändler sich dem Onlinehandel öffnen? Rückstand aufholen, anstatt gegen die Konkurrenz zu schießen? Anderen Unternehmen ist eine Kombination aus bestehendem Filialnetz und Onlineshop längst gelungen.

Klimaneutralität als Vorwand?

Die vorgeschlagene Paketsteuer solle neben Steuereinnahmen auch Klimaneutralität erzielen. Dagegen lassen sich jedoch die Ergebnisse einer McKinsey-Studie anführen. Sie besagen, dass die CO2-Bilanz eines sinnvollen Pakethandels die des Einkaufens in der Innenstadt sogar unterbietet. Jene oder auch eine zusätzliche E-Commerce-Steuer, d.h. höhere Mehrwertsteuer für Unternehmen, die online hohe Umsatzanteile erzielen, können keine geeigneten Instrumente sein, um den Strukturwandel aufzuhalten oder den niedergelassenen Handel zu sanieren. Vielmehr liegt es an allen Parteien, den inzwischen von Kunden und Kundinnen bevorzugten Mix aus Online- und Ladeneinkauf zu erkennen und zu bedienen. So kann es gelingen, auch in Krisenzeiten wettbewerbsfähig zu bleiben.