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Digitalgipfel: Spagat zwischen Digitalisierung und Nachhaltigkeit

Unter dem Motto: „Digital nachhaltiger leben“ fand der Digitalgipfel der Bundesregierung dieses Jahr erstmalig virtuell statt. Daran teilgenommen haben Bundeskanzlerin Merkel, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, verschiedene Minister sowie Vorstände aus Branchenverbänden und Unternehmen.

Digitalisierung und Nachhaltigkeit sollen zusammengebracht werden

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hielt die Eröffnungsrede, in welcher er darauf hinwies, dass die Verknüpfung zwischen Digitalisierung und Nachhaltigkeit zu den größten politischen Aufgaben gehören werde. Am problematischsten sei die Lage aktuell bei der Digitalisierung in Schulen sowie Verwaltung. In diesen Bereichen sollen digitale Konzepte rascher umgesetzt werden.

Ein weiteres Problem stellt laut Zahlen der IG Metall auch das Thema Weiterbildungen dar. 60 Prozent der 250.000 Befragten beklagen, dass sie keine Weiterbildungsangebote erhalten. Die Hälfte kritisiert ihren Betrieb dafür, keinerlei Strategien für die Zukunft zu haben. Der Bedarf und Wunsch nach einer Weiterbildung bestehe aber bei 90 Prozent der Arbeitnehmer!

Digitalbranche soll ökologischen Wandel vollziehen

Laut EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen engagiert sich die EU sehr für eine grüne Teilnahme der IT. Somit werden 35 Prozent des Investitionsprogramms Horizon in Klimaschutzprojekte gelegt. Das Projekt Destination Earth zum Beispiel soll zu unserem digitalen Planetenzwilling entwickelt werden. Dies ermöglicht eine Beobachtung der ökologischen Entwicklung des Meeres oder beispielsweise auch des Artenschwunds in Echtzeit.

Eine wichtige Aufgabe der Digitalbranche ist es, den Wandel der Ökologie zu durchwandern. Ursula von der Leyen richtet sich hierbei auch an den Endverbraucher mit dem Appell, Smartphones zum Beispiel einfach länger zu nutzen. Würde man alle Smartphones in Europa ein Jahr länger nutzen, gäbe es den enormen Effekt als hätte mach eine Million Autos entfernt! Dies könnte man erreichen, in dem man in der EU das Recht auf Reparatur noch besser anpasst und optimiert.

37 Prozent des 750 Milliarden Euro schweren Corona-Rettungspakets sollen in Klimaschutzprojekte investiert werden und 20 Prozent in die Digitalisierung. Ebenfalls sprach sich von der Leyen für eine nachhaltige städtische Architektur aus, die mit modernen Technologien, Kunst und Natur verknüpft werden soll.

Kohlendioxideinsparungen durch Digitalisierung

Die IT-Branche sieht die Digitalisierung als ein sehr wichtiges und unverzichtbares Instrument. Frank Riemensperger, Mitglied des Präsidiums des Branchenverbandes BITKOM und Vorsitzender Geschäftsführer von Accenture, veröffentlichte Zahlen aus Studien, die sich mit den Einsparungsergebnissen in der IT oder durch die IT beschäftigten. Die Ergebnisse besagen, dass durch diese Einsparungen bis 2030 40 Prozent des Kohlenstoffausstoßes vermieden werden kann. Deutschland muss insgesamt 260 Millionen einsparen.

Mehr Effizienz und Nachhaltigkeit durch digitale Technik

60 Millionen Tonnen Einsparung soll die Digitalisierung der Industrieproduktion hervorbringen, 20 Millionen Tonnen der Bereich der Gebäude, 30 Millionen Tonnen Verkehr und 10 Millionen Tonnen die Fernarbeit. Die Infrastruktur der IT soll durch effizienteres Handeln etwa die Hälfte der für 2030 geschätzten Zahl von 16 Millionen Tonnen einsparen. Die restlichen Einsparungen sollen zum Beispiel durch bewussteres Einkaufen und Energielabel auf diversen Produkten erfolgen.

Auf dem Digitalgipfel brachten viele Startups Beispiele, wie nachhaltig und nutzbringend digitale Technik sich auf die Abläufe in der Industrie, Energie und Verkehr auswirken kann. Das 3D-Druck-Unternehmen EOS zum Beispiel und die Firma Greenplan entwickelten Algorithmen, die erheblich zur Tourenoptimierung beitragen. Das Unternehmen Cloud & Heat kreierte Rechenzentren, die mit Wasser gekühlt werden. Die daraus entstehende Wärme fließt direkt in Heizkreislaufsysteme.

Auch die Hard- und Software hat sich mit einer Initiative der Open Source eingebracht. Dies hat zum nun frei verfügbaren Din-Standard 3105 geführt, der Anforderungen an die Open Source Hardware festschreibt.

Initiative Gaia-X für sichere Datenräume

Die Initiative Gaia-X setzt sich für die Etablierung von sicheren Datenräume in der EU ein. Die 164 Mitglieder kommen aus der EU, USA, Japan und China. Sichere Datenräume, die dem Nutzer Datenschutz und Unabhängigkeit bieten, spielen eine wichtige Rolle in der digitalen Nachhaltigkeit. KI-Algorithmen können nur dann entsprechend eingesetzt werden, wenn viele Daten vorhanden sind.

Die EU und der Datenschutz

Datenschutz stellt leider nach wie vor trotz europäischer Regelungen ein schwieriges Thema dar. IT in der Öffentlichkeit funktioniert nur, wenn Datenschutz garantiert wird. Bundeskanzlerin Merkel betont, wie wichtig der vorsichtige Umgang mit personenbezogen Daten ist und dass der Staat da eine noch eine größere Sorgfaltspflicht hat als andere.

Bei der Tagung wurden auch zahlreiche Beispiele für branchenbezogene Datensphären vorgestellt. Wirtschaftsminister Altmaier berichtete über das KI-Ökosystem Agrigaia, welches die Ernährungs- und Agrarindustrie revolutionieren soll. Ebenfalls wurde die Gründung einer Automotive Allianz angekündigt. Durch die Ausbreitung von Elektrofahrzeugen, hofft man auf ein energieeffizienteres Verkehrssystem und die Verbesserung des emissionsreichen Verkehrsbereichs.

Mit großen Schritten Richtung 5G

Sehr wichtig sei auch laut den Teilnehmern der Ausbau von 5G. Laut Telekom-Vorständin Claudia Nemat sind bereits 30 Millionen Haushalte angeschlossen und bis 2022 wird der Ausbau flächendeckend stattfinden. Auch ein anderer Provider hat bereits 15 Millionen Haushalte abgedeckt. Man schreitet also in diesem Gebiet gut voran!

Prof. Maja Göpel nahm leider nicht teil und ließ sich entschuldigen. Sie ist die Autorin des Bestsellers „Unsere Welt neu entdecken“ und hätte dem Gipfel zum Thema Nachhaltigkeit einen anderen Denkanstoß und eine neue, andere Vorgehensweise gegeben.