Plattformen

Wer ist eigentlich Netflix? Hier kommt: DeliveryHero.

Wenn es um große Tech-Unternehmen geht, die die Welt verändern, dann denken wir an „FAANG“ – die Abkürzung für „Facebook, Apple, Amazon, Netflix, Google“. Na gut. Lasst uns noch ein „M“ dahinter hängen für Microsoft.
Jedenfalls denken immer alle gleich ans Silicon Valley, an den amerikanischen Geist mit allen seinen Vor- und Nachteilen, und an die deutschen Firmen, die „irgendwie“ nicht mehr so cool und zukunftsorientiert erscheinen.

Doch das täuscht. Eine große deutsche Firma, die datengetrieben ist, im 21. Jahrhundert lebt und im DAX ist?
Bitteschön: Hier kommt Delivery Hero, der Lieferdienst der Euch Euer Essen und mittlerweile auch alles Andere bringt (nur nicht in Deutschland). Wert: 20 Milliarden Euro. Gewinne: 0 Euro. Das ist Silicon Valley pur. (Zum Vergleich: Die Deutsche Bank hat einen Wert von 16,6 Millarden Euro. )

In der Pandemie hat Delivery Hero die Bestellungen im ersten Quartal 2020 fast VERDOPPELT im Vergleich zum ersten Quartal 2019 – von 144 Millionen Bestellungen auf 280 Millionen. Das Unternehmen mit Sitz in Berlin hat nach eigenen Aussagen mehr als 25.000 Mitarbeiter, die in über 530 Städten weltweit ausliefern. Nach eigener Prognose will man dieses Jahr 2,6 bis 2,8 Milliarden Euro Umsatz machen – und dann hat man auch noch Japan ins Visier genommen.

Selbst in diesen beispiellosen Zeiten haben wir in den Märkten von Delivery Hero ein Rekordwachstum verzeichnet, das uns in die Lage versetzt, unsere globale Führungsposition auszubauen. Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass wir im dritten Quartal die Geschäftstätigkeit in Japan, der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt, aufnehmen werden. Japan ist der größte unterdurchdrungene Liefermarkt außerhalb Chinas, und wir sehen in diesem frühen Stadium ein großes Potenzial, Marktanteile zu gewinnen.

Emmanuel Thomassin, CFO von Delivery Hero

Aber, und das muss man fairerweise sagen – der DAX soll einen Querschnitt der deutschen Wirtschaft abbilden, und so ist es fraglich, ob ein Unternehmen, das nicht einmal in Deutschland tätig ist sondern „nur“ seine Zentrale hat, dort hingehört. Man könnte sagen, Delivery Hero wird das neue „Schmuddelkind“ des DAX, oder zumindest ein recht ungewöhnliches Mitglied. Hinzu kommt das Misstrauen der alteingesessenen Investoren nach dem Wirecard Skandal. Und so stichelte auch der Vorstand von Symrise, einem Aromahersteller aus Niedersachsen, der knapp nicht in den DAX aufgenommen wurde, er sei sich nicht so sicher, ob es so cool sei, Nachfolger des Trümmerhaufens Wirecard zu werden.

Trotzdem: Delivery Hero erfüllt vielleicht nicht die Erwartungen der alteingesessenen deutschen Anleger, aber in vollem Umfang den „Silicon Valley Spirit“ – große Zahlen, große Erwartungen, erstmal keine Gewinne, und nicht immer mit dem Businessplan unterm Arm herumlaufen, sondern einfach machen.

Findet Ihr uncool? Dann schaut mal auf die nächstgrößeren Firmen: Zalando. Scout24. HelloFresh. Teamviewer. Alles deutsche Tech-Firmen, die schon darauf lauern, in den DAX aufgenommen zu werden.

Silicon Valley ist direkt unter uns. Man muss es nur sehen wollen.