Versandhandel

Versandhandel: extrem unterschiedliches Bild

Wenn man die Nachrichten über DHL liest oder auch einfach aus dem Fenster guckt, sieht man: Deutschland kauft online.

Die Deutschen sitzen zu Hause und shoppen was das Zeug hält. Amazon und DHL wähnen sich in einem zweiten Weihnachten. Gleichzeitig gibt es Zeitungsmeldungen wie „Onlinehandel schrumpft um 18 Prozent“. Okay, das ist ein Durchschnittswert. Doch wie geht es den klassischen, kleinen Onlinehändlern?

Die meisten Händler sind kleine Familienunternehmen, von einer Person bis zu dreien oder maximal vier. Manchmal gibts auch 2 Familienmitglieder plus 1-3 Angestellte. In der Weihnachtszeit werden dann noch Verwandtschaft oder Nachbarn mit eingespannt.

Wenn wir hier so unter unseren Kunden rumfragen, bekommen wir extrem unterschiedliche Antworten – so extrem wie noch nie, nicht einmal an Weihnachten. Die einen wissen vor lauter Arbeit nicht mehr wohin mit sich, die anderen sitzen da und drehen Däumchen.

Was besonders gut läuft, sieht man, wenn man Ebay Kleinanzeigen aufmacht und diverse Dinge eben NICHT sieht. Playstations zum Beispiel. Webcams fürs Homeoffice. Ja klar und Backpulver, Mehl und Klopapier. Und diese Gummibänder, mit denen man Atemmasken befestigt.

Gut laufen aber auch Werkzeuge, Ersatzmaterialien, Farben, Lacke, Gartenbedarf und Pflanzen. In den Nachrichten passt dazu „Kondome ausverkauft“ oder „Run auf Sexspielzeug“.
Kurz, alles was man zu Hause gut gebrauchen kann.

Das Gegenteil der Medaille dürfen die Modehändler ausbaden. Mit Umsatzeinbrüchen von bis zu 100% trifft es sie besonders hart. Wer Mode für die Diskothek verkauft, hat derzeit nicht einen einzigen Verkauf. Da hilft es auch nichts, das man zusätzlich zum Ladengeschäft noch einen Onlineshop aufgemacht hat.
Modehändler, die zeitgleich auch Accessoires etc anbieten – sagen wir mal: Reitsporthändler, die nicht nur Stiefel verkaufen sondern auch Futter und Sattel – die haben da wenigstens noch eine geringe Verkaufsbasis an die sie sich klammern können.
Auch Motorradhändler, die kleine Ersatzteile verkaufen – Dinge, die man auch ohne Werkstatt reparieren kann, wie Zündkerzen, Rückspiegel, Nummernschildhalterung – sitzen wenigstens nicht völlig auf dem Trockenen.

Trotzdem: das Bild der Öffentlichkeit, der Onlinehandel würde jetzt so richtig absahnen, ist falsch. Die allermeisten Händler haben Existenzängste.
„Wir nutzen unsere plötzliche Freizeit nun, um neue Produkte einzustellen, Beschreibungen zu tippen, Suchmaschinenoptimierung zu machen, und Prozesse im Hintergrund zu optimieren – weil wir hoffen das nach der Öffnung plötzlich der große Run einsetzt: dann wollen wir gewappnet sein“, sagt ein Händler, der es optimistisch nimmt.

Wie es weitergeht? „Da können wir auch ne Münze werfen“ heißt es. Niemand weiß was die nächsten Wochen bringen.